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Wer will fleißige Handwerker sehen - Praxistage an der Karl-Arnold-Schule

In verschiedene Berufe reinschnuppern, vielleicht auch mal eine Malerrolle oder einen Lötkolben in die Hand nehmen oder sogar mit einer Gestellsäge arbeiten (natürlich unter Aufsicht) – das war am 07. und 08.12.22 an der Karl-Arnold-Schule möglich. Nach dem Einführungstag am 18.10.22 hatten die Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen der Werkrealschulen Bad Wurzach, Bad Schussenried und Ummendorf die Gelegenheit neben dem theoretischen nun auch den praktischen Einblick in die verschiedenen Ausbildungsberufe zu bekommen, die an der gewerblichen Schule angeboten werden. Vorab konnten sich die Schülerinnen und Schüler über die Berufe informieren und im Oktober wählen, was sie während der zwei Tage ausprobieren wollten. In Gruppen von vier bis zwölf Schülerinnen und Schülern ging es dann in die Werkstätten, um in insgesamt zehn verschiedene Ausbildungsberufe reinzuschnuppern. Eine Gruppe hatte sich zum Beispiel für den Beruf Maler entschieden. Die Mädchen und Jungen hörten Werkstattlehrer Oliver Mohnen aufmerksam zu, während er ihnen den Beruf des Malers vorstellte, das dazugehörige Werkzeug und die nötigen Fähigkeiten, die man mitbringen sollte, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet. Die kleine Gruppengröße schaffte ein familiäres Umfeld, sodass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Chance hatten, sich vorzustellen und offen Fragen zu stellen. Viele der Anwesenden hatten bereits Anknüpfungspunkte mit dem Beruf, den sie sich ausgesucht hatten, wie zum Beispiel eine große Schwester oder einen Bruder mit dem ähnlichen Beruf, andere wiederum kamen völlig unvoreingenommen zu den Praxistagen und wollten einfach einmal Einblick in das jeweilige Berufsfeld gewinnen. Mit Farbrollen, Schleifpapier und der nötigen Motivation ausgestattet gingen die Schülerinnen und Schüler in der Malerwerkstatt nach der kurzen Einführung ans Werk, wo sie am Ende des Tages einen Drachen mit verschiedenen Auftragungstechniken gestalten würden.

Auch in den anderen Werkstätten der Karl-Arnold-Schule wurde an diesen beiden Tagen eine Menge unterschiedlicher berufspraktischer Projekte erstellt, die im Anschluss an den jeweiligen Schulen stolz präsentiert wurden. Unter der fachmännischen Anleitung der Werkstattlehrer und der derzeitigen Azubis erschufen die Gruppen in der Abteilung Metalltechnik kleine Kästchen aus Blech, das sie im Anschluss auch mit nach Hause nehmen konnten. Die Industrie- und Feinwerkmechaniker ließen die Schülerinnen und Schüler an einem Stern und einem Würfel arbeiten, die Kfz-Mechatroniker an einer Beleuchtungsanlage. Dabei konnten die einzelnen Werkzeuge und Maschinen ausprobiert und das eigene Geschick und Können getestet werden. In der Zimmererwerkstatt wurde dank dem Vorwissen der Schülerinnen und Schüler bereits in Sparren gesägt, während in der Maurerwerkstatt gemäß des Prinzips „Stein auf Stein“ eine Mauer gefertigt. So lernten nicht nur die Schülerinnen und Schüler der Werkrealschulen etwas, auch die Lehrerinnen und Lehrer, sowie Auszubildenden der KAS konnten ihr pädagogisches und zwischenmenschliches Geschick unter Beweis stellen, indem sie den Schülergruppen hilfreich, geduldig und mit Rat und Tat zur Seite standen.

Eine Menge Geduld war auch an diesen beiden Tagen auch in den Werkstätten der Elektrotechnik gefragt. Dort wurde konzentriert mit dem Lötkolben gearbeitet. Ein Schüler präsentierte ganz stolz den kleinen Weihnachtsbaum, an dem er gerade arbeitete. Er erklärte, dass dieser zum Abschluss sogar leuchten würde und er sein Projekt wahrscheinlich seinen Eltern zu Weihnachten schenken wird. Passend zur Jahreszeit wurde auch im schuleigenen Friseursalon gearbeitet, diesmal jedoch nicht mit Lötkolben oder Hammer, dafür aber mit Glätteisen, Föhn oder Lockenstab. Interessierte Schülerinnen und Schüler durften dort an den Übungsköpfen verschiedene Frisuren ausprobieren, wie sie es auch später im Friseursalon tun werden.

Wer bislang noch keine Vorstellung davon hatte, wie der Beruf eines Fleischers oder Fleischereifachverkäufers aussieht, der konnte bereits einen ersten olfaktorischen Eindruck bekommen, noch bevor man überhaupt die Werkstätten dieser Abteilung betrat. Bereits im Treppenhaus wehte einem ein verführerischer Essensgeruch entgegen. „Wir machen Hamburger“, erklärten die Schülerinnen und Schüler stolz, während sie frische Tomaten am Herd zu Ketchup verarbeiteten oder Hackfleisch unter Anleitung der Azubis zu Frikadellen formten. Semich, Ricardo und Mile aus Bad Wurzach waren mit Feuereifer dabei. „Eigentlich wollten wir in die Gruppe der Kfz-Mechaniker, aber jetzt sind wir in dieser Gruppe und es macht uns auch richtig Spaß“, erklärten die drei und ergänzten in Hinblick auf ihren Mitschüler. „Semich kann jetzt schon super kochen. Er wird sicherlich mal was in dem Bereich machen.“

Insgesamt war die Begeisterung und Neugier der Klassen während der beiden Tage deutlich zu spüren. „Es ist doch noch mal etwas anderes, mit den eigenen Händen anzupacken, als sich nur theoretisch über einen Beruf zu informieren“, sagte einer der Teilnehmer. Natürlich waren auch der ein oder die andere Schülerin dabei, die nach den beiden Tagen sicher sagen konnte, dass sie sich bis zu ihrem Abschluss an der Werkrealschule noch einmal umorientieren möchten, aber auch dafür sind die Praxistage da: Um einen offenen, ehrlichen Einblick in die Ausbildungsberufe zu geben, damit jeder den Traumberuf findet, der zu seinen Fähigkeiten passt. Bei den Friseuren waren auf jeden Fall einige dabei, auf die das zutrifft, denn wie zwei Schülerinnen beim Abschied verlauten ließen: „Wir sehen uns auf jeden Fall in zwei Jahren wieder!“